Nachhaltige Wärmeversorgung im Mehrfamilienhaus mit Photovoltaik
11. Dezember 2025 | von Sebastian Post (Elektroingenieur)
Gemeinsam mit den Stadtfeldern haben wir genau das in der Magdeburger Alten Neustadt umgesetzt – und zeigen damit, wie moderne Versorgungslösungen in der Praxis aussehen können.

Das Projekt im Überblick
15 Mehrfamilienhäuser
Ausführungszeitraum: April bis September 2024
PV-Leistung pro Gebäude: 25 kWp
Batteriespeicher: 16,4 kWh pro Standort
Besonderheit: Notstromfähiger Wechselrichter für die Heizungszentrale
Standort: Magdeburg, Alte Neustadt
Das Energiekonzept: PV + Wärmepumpe + Gas
Die Stadtfelder setzen künftig auf eine Hybrid-Lösung aus Wärmepumpe und Gasheizung.
Das macht Sinn, denn so bleibt die Wärmeversorgung flexibel, effizient und witterungsunabhängig.
Die Energie für die Wärmepumpen kommt direkt aus den neu errichteten Photovoltaikanlagen.
Das senkt:
↘️ die Betriebskosten
↘️ den Gasverbrauch
↘️ die CO₂-Emissionen
und macht das gesamte System deutlich nachhaltiger.
Der Batteriespeicher: Energie puffern, Spitzen glätten, Kosten senken
Mit einem 16,4 kWh Batteriespeicher je Gebäude können Lastspitzen aufgefangen und Solarenergie auch abends genutzt werden.
Das entlastet das Stromnetz und erhöht die Unabhängigkeit.

Notstromfähig: Heizung läuft weiter – egal was passiert
Ein entscheidender Punkt, den viele unterschätzen:
Die Wechselrichter sind notstromfähig.
Sollte es zu einem Netzausfall kommen, bleibt die Heizungszentrale weiterhin funktionsfähig.
Gerade in Mehrfamilienhäusern ist das ein echter Sicherheits- und Komfortgewinn.
Kein Mieterstrommodell – und das ist völlig bewusst so gewählt
Die Anlagen sind ausschließlich an das Heizhaus und den Allgemeinstrom angeschlossen.
Das bedeutet:
❎ Kein Mieterstrommodell nötig
❎ Keine zusätzlichen Abrechnungsprozesse
❎ Kein bürokratischer Ballast
❎ Keine Pflicht zur Stromlieferung an die Mieter
Für den Betrieb der Anlagen ist das deutlich schlanker, effizienter und rechtssicherer.
Warum das Ganze?
Weil die Frage “Wie machen wir ein Mehrfamilienhaus nachhaltiger?” endlich einfache Antworten braucht.
Was wir hier gemeinsam mit den Stadtfeldern zeigen:
✅ Moderne PV-Anlagen funktionieren auch im Bestand.
✅ Hybrid-Heizsysteme sind praxistauglich und zukunftsfest.
✅ Eine stabile Energieversorgung ist auch mit erneuerbaren Energien machbar – sogar bei Netzausfall.
✅ Und das Ganze lässt sich ohne unnötige Bürokratie umsetzen.

Fazit nach einem Jahr Betrieb:
PV und Wärmepumpe funktionieren auch im Mehrfamilienhaus – technisch und wirtschaftlich
Nach dem ersten Betriebsjahr liegt jetzt eine klare Auswertung vor: Die Wärmepumpen konnten zu rund 40 % direkt mit PV-Strom versorgt werden.
Dieser Wert überrascht viele, weil das gängige Vorurteil lautet: „Die Wärmepumpe braucht die meiste Energie im Winter, aber im Winter scheint die Sonne nicht.“
Die Praxis zeigt etwas anderes.
Warum 40 % PV-Anteil realistisch sind – trotz Winter
Die Heizungszentralen profitieren vor allem von folgenden Faktoren:
➡️ Der überwiegende Strombedarf der Wärmepumpe liegt nicht am kältesten Punkt des Winters, sondern verteilt sich über Übergangszeiten – dort liefert die PV-Anlage zuverlässig Energie.
➡️ Batteriespeicher glätten die Erzeugung, sodass auch an trüben Tagen ein relevanter Teil des Verbrauchs abgedeckt wird.
➡️ Im Sommer übernimmt die Wärmepumpe hauptsächlich Warmwasser, und genau da stehen die höchsten PV-Erträge zur Verfügung.
➡️ Hybrid-System mit Gas bedeutet: Die Wärmepumpe läuft genau dann, wenn es wirtschaftlich ist – nicht dauerhaft gegen die tiefsten Außentemperaturen.
Das Ergebnis ist eindeutig: Der Einsatz der Wärmepumpe wird deutlich günstiger und der Gasverbrauch spürbar reduziert.
Wirtschaftlichkeit: spürbar geringere Betriebskosten
Durch den PV-Anteil sinken die Stromkosten der Wärmepumpe erheblich.
Selbst mit konservativen Annahmen ergibt sich:
👉 stabilere Energiepreise für die nächsten 20+ Jahre
👉 geringere Abhängigkeit vom Strommarkt
👉 reduzierter Gasverbrauch → sofort messbare Einsparungen
👉 weniger Lastspitzen im Netz durch Speicher
👉 keine Mieterstrom-Abrechnung = weniger Verwaltung, weniger Risiko
Für Wohnungsunternehmen zählt am Ende die Kalkulation:
Jede Kilowattstunde, die nicht teuer zugekauft werden muss, verbessert die Betriebskostenstruktur – langfristig und planbar.
Rechtlich sinnvoll: Vorbereitung auf zukünftige Vorgaben
Mit Blick auf die gesetzlichen Änderungen ab 2026 (Neubau nur noch mit erneuerbaren Energien, strengere Anforderungen bei Heizungserneuerungen) ist klar:
Modernisierung ist keine Option mehr, sie ist Pflicht.
Die Stadtfelder haben diesen Schritt früh gemacht und damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
➡️ technische Zukunftssicherheit ihrer Heizungszentralen
➡️ wirtschaftliche Entlastung der Mieter durch niedrigere Betriebskosten
Das Projekt zeigt, wie Bestandsgebäude heute sinnvoll umgerüstet werden können – ohne Experiment, sondern mit bewährter Technik.
Was andere Wohnungsbaugesellschaften daraus lernen können
👍 PV + Wärmepumpe funktioniert auch im Mehrfamilienhaus zuverlässig.
👍 40 % PV-Anteil im Wärmepumpenbetrieb sind erreichbar – real, nicht theoretisch.
👍 Mit Notstromfähigkeit steigt die Versorgungssicherheit der gesamten Anlage.
👍 Die Investition rechnet sich, weil Energiekosten dauerhaft sinken.
👍 Durch den Verzicht aufs Mieterstrommodell bleiben Projekte schlank und rechtssicher.
Kurz gesagt:
Wer heute seine Heizungsanlagen modernisiert, senkt Betriebskosten, erfüllt künftige Gesetzesvorgaben und macht seine Gebäude langfristig energiepolitisch wetterfest.
Die Stadtfelder sind hier klar Vorreiter – und zeigen, wie es im Bestand richtig umgesetzt wird.
Die Stadtfelder als Vorreiter – ETS als Partner für die Umsetzung
Die Stadtfelder zeigen hier klar, wie kommunale und regionale Wohnungsunternehmen Verantwortung übernehmen können: nicht mit theoretischen Konzepten, sondern mit funktionierenden Lösungen.
Wir als ETS liefern dazu die technische Planung, die Ausführung und die sichere Umsetzung – ohne Schnickschnack, aber mit soliden Ergebnissen.
